1978: Freischachanlage als Stätte der Begegnung

Am Sonntag ist die feierliche Einweihung

Schach-Jünger investieren Zeit und Geld

AH-Abteilung des Sportvereins Jedesheim errichteten eine Freischach-Anlage

Illertissen-Jedesheim (m). Morgen, Sonntag, wird die Freischachanlage, die neben der Gemeindehalle Jedesheim angelegt worden ist, bei einer kirchlichen Weihe ihrer Bestimmung übergeben. Der Sportverein Jedesheim, dessen AH-Schachabteilung dafür verantwortlich zeichnete, lädt zu einer Feierstunde mit folgendem Programm ein:
9 Uhr Feldgottesdienst mit Pfarrer Pietrek, 10 Uhr Übergabe der Schachanlage mit Ansprachen von Sportvereinsvorsitzendem Konrad Berger, Bürgermeister Hermann Kolb und des Schach-Bezirksvorsitzenden Anton Plappert. Die musikalische Umrahmung übernimmt die von Ernst Strang geleitete Muskikkapelle Jededesheim, die ab 10.30 Uhr ein Frühschoppenkonzert gibt. Bei ungünstiger Witterung finden Gottesdienst und Frühschoppenkonzert in der Gemeindehalle statt.

Die Gesamtkosten für die überdachte Freischachanlage belaufen sich einschließlich der freiwillig geleisteten Arbeitsstunden auf über 5000 DM. Ein Drittel der finanziellen Auslagen übernahm der Hauptverein, zwei Drittel trug die AH-Abteilung, die Spenden von der Kreissparkasse und der Raiffeisenbank in Höhe von jeweils 300 DM erhalten hat. Mitglieder der AH-Schachabteilung beteiligten sich im besonderen am Aushub – es wurde gegen Frostschäden eine Rollierung aufgebracht – und am Verlegen der Platten für die Spielfläche. Stefan Stark hatte die fachliche Leitung übernommen. In Eigenherstellung wurden auch die rustikalen Bänke und der Tisch erzeugt. Fleißig war bei allen Arbeiten auch die Schachjugend.
Für das Herstellen der Schachfiguren konnte der Illertisser Rentner Franz Renner, ein gelernter Zimmermann und Hobbydrechsler und Schnitzer gewonnen werden, der aus Eschenholz einen schmucken und eleganten Figurensatz schuf. Auch für das Aufbewahren der Figuren wurde gesorgt: Unmittelbar neben dem Schachfeld wurde eine verschließbare stabile Box aufgestellt, die allein 1000 DM kostete. Schließlich ist das Spielfeld noch von einem Spannzelt überdacht, das Schatten spendet und auch einigermaßen gegen Regen schützt.
Was noch zu tun ist: Eine abschließende Bepflanzung. Gedacht ist dabei an Nadelhölzer, so daß Laub sich für die Freischachanlage nicht störend bemerkbar machen kann. Die Jedesheimer Vereine arbeiten hier zusammen: Der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins, Helmut Walter, hat den Jüngern des „königlichen Spiels“ die kostenlose Bepflanzung zugesagt.
(Bericht aus Illertisser Zeitung vom 03.06.1978)



Große Gemeinde  bei Weihe und Feldgottesdienst

Freischach-Anlage als Stätte der Begegnung

Bürgermeister Kolb stellt Jedesheimer Sportverein Zuschuß in Aussicht – Gelungenes Werk

Illertissen-Jedesheim (m). Ein strahlend hochsommerlicher Vormittag war dem Sportverein Jedesheim und seiner AH-Schachabteilung zur Weihe und Übernahme seiner schmucken Freischach-Anlage beschert. Zum Feldgottesdienst hatte sich eine große Gemeinde eingefunden, die die Weihe der Anlage durch Pfarrer Josef Pietrek erlebte, der seinen Segen für diese Stätte mit der Bitte verband, das sie ein Ort guter menschlicher Begegnung sein möge. Zum gelungenen Werk gratulierten Illertissens Stadtoberhaupt, Erster Bürgermeister Hermann Kolb und der Schachbezirksvorsitzende  Anton Plappert aus Gundelfingen, die beide auch die ersten Züge einer Schachpartie wechselten.

Die Musikgesellschaft Jedesheim, dirigiert von Ernst Strang, umrahmte die Messe mit feierlichen Weisen von Franz Schubert. In seinen Worten zur Bedeutung des Ereignisses erwähnte der Geistliche, das dem Spiel großer Wert bei der Erziehung von Kindern wie bei Erwachsenen zukomme. Speziell auf das Schachspiel bezogen meinte er, das im Zeitalter des Fernsehens, das alles „mundgerecht“ serviere, das Denken Luxus geworden ist. Diese Schachanlage möge dem Zusammenkommen denkender Menschen dienen.
Nach der kirchlichen Weihe übergab Sportsvereinsvorsitzender Konrad Berger die Anlage der Schachabteilung. Sein Grußwort galt der Festversammlung, namentlich dem Mitglied des Landtags, Franz Ihle, Bürgermeister Kolb und mehreren Gemeinderäten, dem Schachbezirksvorsitzenden Plappert und der Musikgesellschaft. Berger hielt kurze Rückschau auf die Entwicklung, die das Schachspiel im Sportverein durchgemacht hat. Schon vor dem letzten Krieg war es in Jedesheim gepflegt worden. Herausragender Initiator war in der Vergangenheit Hans Mayer. Ein ihm gewidmetes Gedächtnisturnier hatte die Gründung einer Schachunterabteilung in der AH-Abteilung im Jahr 1973 ausgelöst.

Unter Leitung von Manfred Maschauer und Karl Meier wurde in folgenden Jahren über 100 Jugendliche im Schachspiel ausgebildet. 1976 erfolgte der Beitritt zum Schachverband. Jetzt spielen fünf Mannschaften in der Punktrunde, wobei die 1. Mannschaft die A-Klasse erreichte und Vizemeister wurde. Die Idee zu dieser Freischachanlage, so vermerkt SV-Vorsitzender Berger, sei vom AH-Abteilungsleiter Maschauer gekommen. Er sprach abschließend den Wunsch aus, das hier viel von Schachfreunden aus Jedesheim und Umgebung gespielt werde.

Bürgermeister Kolb überbrachte Glückwünsche des Stadtrates und der Bürgerschaft Illertissen uns sprach sich lobend über die Inititative aus, die immer wieder neu von der AH-Schachabteilung und ihrem Leiter Maschauer ausgegangen sei. Zwar stehe er, sagte Kolb, im Augenblick „ mit leeren Händen“ da, kündigte aber einen finanziellen Zuschuß der Stadt für diese Freischach-Anlage an.

Grüße des Schachverbands Bayern im Bayerischen Landessportverband überbrachte Bezirksvorsitzender Anton Plappert. Er vertrat den Standpunkt: Schach ist Sport, wenn auch der Landes-Finanzminister das nicht wahrhaben wolle. Sport trainiere den Körper. Dazu zähle auch das Hirn, dessen Funktion eben durch das Schachspiel trainiert werde. Plappert wünschte zum Schluß, daß die Freischach-Anlage Freude bringen und Ansporn zur weiteren Pflege des „Königlichen Spiels“ sein möge.

Während anschließend die geweihte Schachanlage gleich ausprobiert wurde, unterhielt die Musikgesellschaft mit frohen Weisen zum Frühschoppenkonzert auf dem Vorplatz der Gemeindehalle.

(Bericht aus Illertisser Zeitung vom 06.06.1978)

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