1974: Rede von Karl Meier aus Anlaß der Siegerehrung zur Dorfmeisterschaft

Liebe Schachfreunde, liebe Sportfreunde und Mitbürger !

Wenn wir erst heute zur Siegerehrung unseres diesjährigen Meisterschaftsspieles kommen, dann liegt es daran, dass die vorgesehenen Preise nicht zum vorgeschriebenen Termin geliefert werden konnten und zweitens als sie kamen war die Zeit der Urlaub und Erntearbeiten nicht als günstig anzusprechen.
Wenn ich heute im Auftrag des Sportvereins AH der Abtl. Schach zu Ihnen spreche, möchte ich auf einige in der Jahreshauptversammlung des SVJ dargelegten Gedanken zurückkommen, die darin gipfelten, dass das Schachspiel als eines der edelsten Spiele angesprochen werden kann, das Wert erscheint in Zukunft auch in der Gemeinde Jedesheim bei Jung und Alt gefördert zu werden. Aus diesem Grunde stelle auch ich mich mit meinen 70 Lenzen dieser Aufgabe mitarbeitend zur Verfügung. Doch erscheint es mir als vordringlich, dass die junge Generation in stärkerem Maße aktiv daran beteiligt und in die Erfüllung der Aufgaben mit hinein wächst.

Wir wollen uns darüber klar sein, dass nicht jeder Mensch Bergsteiger, Wildwasserfahrer, Reiter, Schwimmer, Fußballer usw. sein wird und daher auch nicht Schachspieler, letzteres besonders dann nicht, wenn eine gewisse Begabung oder sonstige Voraussetzungen dazu fehlen. Diese Auffassung vertrete ich auch heute noch, der ich einige weitere Gedanken zur Bereicherung hinzufügen möchte.
Wenn 17 Spieler an diesem Turnier teilnahmen und in 256 Spielen um eine Meisterschaft rangen, bei höchster geistiger Konzentration, mit einer sportlichen Fairness, was für alle als nachahmenswert gelten kann, ist es für alle Mitspieler ein öffentliches Lob und Auszeichnung, die damit zu einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung und einer neuen Sportkultur ihren Beitrag geleistet haben.
Schach, einst Spiel der Kaiser und Könige, sind es Millionen Menschen heute, die dem Spiel ergeben sind. Schach hat auch eine Kultur Tradition, der jeder Spieler sich verpflichtet fühlen soll, und bereits Selbstverständlichkeit geworden ist. Es gilt königlich zu gewinnen und königlich zu verlieren.
Schach steht in keinem Vergleich zu anderen Spielen. So wie wir dieses Meisterschaftsspiel in Ehren ausgetragen haben, so wollen wir auch in diesem Jahre in Aussicht genommene Pokal- und Meisterschaftsspiel wiederum austragen. Ausserdem sollen noch die Gruppenausscheidungskämpfe ausgetragen werden.

Aber noch eine besondere Aufgabe ist dem Schachspiel zugedacht, neben seiner Ideenreichheit, vor allem die Jugend zu ständig steigender geistiger Konzentration und damit logischem Denken zu verhelfen. Eine analytische Studie der Verhältnisse im vielfachen Vereinsleben zeigt eine Scheu gegen Mitarbeit in den öffentlichen Verantwortungsbereichen, im Führungsbereich. Es besteht eine vielfache Furcht, eine Aufgabe nicht erfüllen zu können, obwohl viele gute, ja sogar schöpferische Gedanken vorhanden sind, die vielfach unverwertet bleiben und dadurch verloren gehen.
Um dieses gesteckte Ziel zu erreichen, das nicht in einem Tag oder Jahr erreichbar ist, vielmehr nur durch dauernde Arbeit an uns selbst durch zähe Beharrlichkeit, wird sich da ein neues Bild formen.

So sind Wettkämpfe ein Teil unserer Arbeit und die erbrachten Leistungen sollen durch Ehrungen sichtbar gemacht werden, so wie wir es heute tun. Das dafür auch geldliche Mittel benötigt werden für die Preise, dazu hat auch die Gemeinde, wenn ich nicht irre, ein Schärflein zugesagt.
Ehrungen sind Ansporn und Verpflichtung zugleich und mit dem heutigen Abend sei auch das Signal gesetzt zum Aufbruch zu neuen Ufern.

(Rede von Mitinitiator Karl Meier am 05.09.1974)


Bericht der Illertisser Zeitung am 10.09.1974:

Stolz auf die Schachabteilung

Bürgermeister Mayer möchte großen Preis spendieren

Jedesheim (ra). Was ungleich größere Orte nicht aufzuweisen haben, Jedesheim kann damit aufwarten. Mit einer Schachabteilung innerhalb des Sportvereins, die immerhin rund 180 Mitglieder zählt (Anmerkung Bernhard Jehle: zusammen mit den AH-Fußballern). Nachdem nun vorerst vereinsinterne Vorarbeiten erforderlich sind, auch bei Verbandsspielen mitzuwirken, wird alljährlich neben dem Pokalwettbewerb eine interne Meisterschaft durchgeführt. Der Sieger darf sich ein Jahr lang „Dorfmeister“ nennen. Diesmal schoß den Vogel Heinrich Bertele ab, der von 33 erreichbaren Punkten 30,5 erkämpfen konnte. Das heißt, mit einem Remis und einer verlorenen Partie, den Wettkampf für sich entscheiden konnte. Auf den Plätzen folgten Josef Miller (29,5), Hans Häutle (26), Franz Schmidt (23,5), Franz Krischke (22,5), Hans Hörmann (19), Walter Karcher (18,5), Josef Beck (17,5), Leo Alander (16,5), Reinhard Miller (14,5), insgesamt beteiligten sich 17 Spieler.

Nach der Begrüßung durch Abteilungsleiter Manfred Maschauer, der auch Bürgermeister Valentin Mayer und Vereinsvorsitzenden Konrad Berger willkommen heißen konnte, entwickelte der für organisatorische Arbeiten zuständige Karl Meier sein zukünftiges Programm. Er wies dabei auf die hohen Werte des Schachspiels hin. So galt es auch im abgeschlossenen Turnier wieder „königlich zu gewinnen oder königlich zu verlieren“.
Aufgrund der guten Erfahrungen wird das Turnier eine Neuauflage erleben, gegenwärtig gehe es aber in erster Linie darum, mehr Jugendliche an die Abteilung Schach heranzuführen. Zehn- bis zwölfjährige, zusammengefaßt in einer eigenen Gruppe, ebenso einen weiteren Zusammenschluß 16-jähriger, erhalten durch ihn Gruppenunterricht. Erforderlich sei vorerst von Spielgruppen, die durch Wettbewerbe bei benachbarten Vereinen mehr Farbe ins eigene Daseinsgeschehen bringen sollen.
Dorfmeister 1974, Heinrich Bertele, übergab zwischendurch dem unermüdlichen Nestor Karl Meier im Namen der Abteilung ein Anerkennungsgeschenk.
Daß im Ort eine so starke Schachabteilung bestehe, erfülle das Dorf und ihn selbst mit Stolz, führte Bürgermeister Valentin Mayer anschließend aus. Auch sein Anliegen: die Jugend zu gewinnen. Man erwarte sich für die Abteilung gute räumlicheVoraussetzungen, wenn das vorgesehene Dorfzentrum (Gemeindehalle Jedesheim, Anm. Bernhard Jehle) fertiggestellt sein wird. Im übrigen möchte er für den nächsten Wettbewerb den Preis für den Dorfmeister stiften.

Als letzter appellierte Vereinsvorsitzender Konrad Berger an die, wie er sagte, restlichen zehn Prozent, dem Verein beizutreten. Kaum war die Preisverteilung beendet, nahm auch wieder der „Schachalltag“ die Teilnehmer in Beschlag. Bretter und Figuren kamen auf die Tische und man rechnete sich – wohltuend durch die Ruhe mit der alles geschieht – seine Chancen auf den 64 Feldern aus.

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